Mit dem Crosser im Trainingslager auf Rhodos

Dieses Jahr begann unsere Trainingslager auf Rhodos etwas chaotisch. Anja, Thomas und Bruno alle Krank und mit teilweise 40 °C Fieber ging es um 02:00 Uhr am 24.02.2013 im völlig verschneiten Dresden nach Berlin zum Flughafen.
Der Hinflug bis Rhodos hat ohne Probleme super geklappt. Da wartete dann auch schon Jens mit dem FRM Bus auf uns und hat alle bei sonnigen 18 °C in Hotel an der Süd/Ost Küste gefahren.
Wahnsinn – am Morgen noch Schneematsch bei Minusgraden, am Nachmittag schon Palmen, Meerrauschen und milde Temperaturen. Gut – gleich erstmal die kurzen Hosen aus der Tasche gekramt und den Pullover ausgezogen.
Gleich am ersten Tag ging es mit einer kleinen flachen und gemütlichen Einrollrunde von einer Stunde los. Die neue Umgebung in sich eingezogen und den Blick auf das Meer genossen.
Ernüchterung und Umstellung erforderte gleich zu Beginn die griechische Mentalität. Im Einkaufsmarkt flogen die Spatzen über die Kühlregale, kein Schwarzbrot, der Verkäufer begrüßte mich halbherzig und gelangweilt mit einer Zigarette und konnte sich nur beschwerlich aus seinem Gespräch mit einem Landsmann lösen.
Am Abend das erste richtige Essen in der neuen Umgebung. Der Wirt und wir mussten uns erstmal etwas einschleifen. Doch das warten hat sich gelohnt. Leckere Salatschüsseln mit Oliven, Feta und Zaziki, dazu frisches Brot und jeden Tag allerlei andere feine Gerichte aus der Region.
Zum Training: Gefahren wurde zu Beginn 4 Tage Belastung mit steigender Intensität. Die ersten 4 Tage sollten erstmal nur einfach zum beschnuppern der Insel sein – flach, moderates Tempo. Leider wurde das nicht immer so eingehalten und es folgten hin und wieder mal paar schöne Tempobolzer Runden.
Der zweite vierer Block wurde deutlich hügeliger und schneller gefahren. Der Gelände Anteil wurde höher, was auf den griechischen Wegen mit dem Crossrad nicht immer ein Genuss ist. Memo an mich selbst: Nächstes Jahr mit dem MTB fahren.
Der Höhepunkt im zweiten Vierer Block war für mich die Ataviros Runde. Der höchste Berg auf der Insel mit 1250m. Wetterscheidepunkt. Scheint auf der einen Seite die Sonne, kann es auf der anderen Seite in Strömen regnen. Vorteil für uns war, dass der Berg recht nah an der Küste liegt. Die Entscheidung war klar – wir fahren erst bis ans Meer runter auf quasi 0 Meter und fahren bis hoch zur „Wetterkuppel“. So standen wir unten am Meer – ein griechischer Landsmann hatte sich im seinem MTB unserer Trainingsgruppe angeschlossen und hatten die 1300 Höhenmeter (zischenzeitlich geht es auch mal kurz bergab) bei 18,7 km Strecke vor uns. Die Wege waren größtenteils Asphaltiert, nur zwischendrin ganb es sehr ausgewaschene Schotterwege mit gemeinen mittelgroßen Felsbrocken – auch hier wieder für mein Crossrad und mich kein wirkliche Grund zur Freude. Nach 1h23min Anstieg und mehrmaligen Verwünschen des Berges und der Felsbrocken war ich dann auch endlich oben. Benno und Thomas warteten schon auf mich im Nebel und Dunst bei ca. 7 °C. Schnell noch ein Foto gemacht. Ärmellinge wieder hochgezogen, Weste zu gemacht und fluchend über zuvor erwähnte Felsbrocken wieder ins „Tal“ auf etwa 450m gefahren. Meine Handgelenke summten, meine Trizeps schmerzten – mein Rad hat zu meiner Überraschung bis dahin auch durchgehalten – trotz Riss in der Reifenflanke. Im Eiltempo ging es wieder zurück zum Hotel. Antonios, unser Griechischer Freund im Windschatten – oder auch nicht musste mehrmals „reißen lassen“ und gestand uns wenig später, dass diese Tour sein bisher härtestes Training war. Auf unsere Nachfrage, ob er am nächsten Tag mit uns wieder 5 bis 6 Stunden Trainiert, folgten noch ein paar schockierende Wortmeldungen seinerseits mit der sinngemäßen Aussage: „Ihr würdet hier auf der Insel bei den Wettkämpfen alle in Grund und Boden fahren“ – Wir waren geehrt.
Die folgenden Tage verflogen bei teils starken Wind und intensiven Trainings. Über 100 km und über 2000 Hm Runden waren von nun an keine Seltenheit und gehörten einfach zum guten Ton. Bei der gigantischen Landschaft und der tollen Atmosphäre unter den Fahren war das auch fast spielerisch.
Wir hatten einen Tag mit Regen und leichtem Unwetter auf der Insel. Konnten aber am Nachmittag schon wieder bei Sonnenschein und trockenen Straßen immerhin noch etwas Rad fahren. Die restlichen Tage blieben bis auf eine kurze Ausnahme am letzten Tag von Oben trocken.
Erwähnenswert sind noch die radscheuen Ziegen, die zwar an der Hauptstraße stehen und überhaupt keine Angst vor Autos und LKWs haben, aber wehe dem es kommt auch nur ein Radfahrer an – jede Ziege flüchtete sich mit fast suizialer Absicht in irgendeine Ecke – Hauptsache weg von uns.
Für mich selbst war es das erste Trainingslager in Rhodos und ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei unserem Jens Kunath und seiner Gritt Bedanken. Ihr habt das super organisiert und durchgezogen. Auch mit den Rest der 16 Teilnehmer waren wir insgesamt eine super Truppe mit einer Menge Spaß.
Sicher gibt es noch viel mehr Geschichten über die 14 Tage zu berichten, aber dass muss jemand machen, der etwas mehr Ahnung vom schreiben hat als ich.
 
Stefan Engel

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