Gurkenrunde im Gurkenwasser – Das war der Spreewaldmarathon 2016

Um 4:30 Uhr aufzustehen ist schon ein hartes Ding. Aber was macht man nicht alles für seinen Körper, seine Kumpels und den gemeinsamen Spaß am Radfahren. Wobei? Kann man die 200 km Tour beim Spreewaldmarathon wirklich Spaß nennen? Ja, ich denke schon! Freude und Schmerz liegen eng beieinander.

Gegen 5:30 Uhr saßen wir nun alle im Bus von CarlUndCarla. Die Räder hinten drin, die Laune im Gepäck und die Kraft in den Beinen. Die Stimmung war gelöst und so trudelten wir in Lübben ein. Nach einer kurzen Beratung und einigem Hin und Her meinerseits war auch die Klamottenwahl getroffen. Langes Trikot, kurze Hose … 

Schon im Bus hatten wir abgemacht, dass Dirk und Sebastian ihr Ding machen. Martin und ich wollten in der Spitzengruppe mit fahren. Der Start verlief unspektakulär. Martin und ich positionierten uns im Fahrerfeld der Spitzengruppe. Mögen es 100 Leute gewesen sein. Mario war auch mit am Start. Gemeinsam mit Martin hielten sie sich ziemlich weit vorne auf. Persönlich habe ich mich versucht im zweitem Drittel des Peletons bedeckt zu halten. In der ersten Stunde waren schon 41 km abgespult. Ansonsten war es ein ständiges Neupositionieren im Feld.

Wir waren erst zwei Stunden gefahren. Dann stand irgendwo ein Auto quer auf der Straße. Nur einzeln konnte sich unser Feld am Auto vorbei drücken. Leider hieß es danach Gas zu geben um wieder aufzuschließen. Kurzzeitig hatte ich keinen Bock mehr. Ich war eindeutig in einem Motivations- und Leistungstief. Die Kilometer 80 bis 120 liefen einfach Scheiße. Die Pause bei 100 tat ihr übriges dazu. Das Peleton splitterte sich in kleinere Grüppchen auf. Mit Martin, Mario ging es nun in die Verfolgung. Rad an Rad kämpften wir uns vorwärts. Unsere Gruppe wurde durch die eingesammelten immer größer. Irgendwann wurden aber auch wir eingesammelt. Ich meine, es waren welche aus Zwickau, die mit einem Schnitt jenseits von Gut und Böse Tempo machten. Ich hatte ein echtes Problem dran zu bleiben. Eine 50 auf der Geraden inklusive Gegenwind strampelt man nicht einfach mal so. Die Führung wechselte sich auf den nächsten 10-20 Kilometern ständig. 40, 45 und wieder 50; 40, 45 und wieder 50. So ging es hin und her. Irgendwann passierte das vermutbar unausweichliche. Ich musste reisen lassen. Da erst merkte ich auch, dass Martin zuvor schon aus dem Zug gefallen ist, weil wiederum jemand Anderes reisen lassen hat. Martins Stimmung war dahin.

Die nächsten 50 Kilometer fuhren wir zu Dritt unseren Stiefel. Niemand anderes weit und breit. Aller Kilometer wurde gewechselt. Irgendwas zwischen einem 30iger und 35iger Schnitt war da aktuell drin. Mit Martins Stimmungeinbruch kam auch sein Leistungseinbruch. So stellte ich mich immer häufiger in den Wind und versuchte das Tempo hochzuhalten. Es lief für mich immer besser. Mit jedem Kilometer wurden nicht nur meine Beine stärker. Nein, sondern auch meine Motivation. Trotz des einsetzenden Regens und Martins Bitte doch ruhiger zu fahren. 😛

Gar nicht mehr halten konnte ich mich ab Kilometer 170. Durch die Zusammenführung mit den kürzeren Runden merkte ich erstmal deutlich, dass wir gar nicht so langsam unterwegs waren. Meine Motivation beflügelte das noch einmal mehr. Mit einem 37iger Schnitt überholten wir nun Fahrer für Fahrer. Teils sammelten wir Fahrer ein. Leider teilten Martin, unser dritter Kompagnon und ich die Führungsarbeit. Niemand wollte sich so wirklich von den Anderen vorne in den Wind stellen. Mir gefiel es irgendwie vorn zu sein. Einerseits konnte ich mein Tempo fahren. Andererseits bekam ich nur das Gurkenwasser von oben ab und nicht auch von unten durch einen Vordermann.

Über die letzten 10 Kilometer verschärfte ich noch einmal das Tempo. Es lief. Keine Ahnung. Aber es lief. Mit 40 km/h ging es die Landstraße entlang. Ich merkte, dass mehr und mehr reisen lassen. Die letzte drei Kilometer gab ich alles. Je nach Wind standen 40 bis 45 auf dem Tacho. Auch Martin lies sich abfallen. So kam ich mit um die 5 Stunden und 30 Minuten ins Ziel. Damit Martin auch durch das Ziel fuhr dieses Mal, empfing ich ihn. Vielleicht eine Minute musste ich auf ihn warten. Ziemlich nass und vor allem geschafft holten wir unsere Gurkemedaillen ab.

Im warmen Bus warteten wir auf die beiden Anderen. Ich weiß es nicht wirklich, vielleicht waren sie 30 – 45 Minuten nach uns im Bus. Jedenfalls freuten sie sich aus den nassen Klamotten zu kommen. Letztlich ging es glücklich nach Hause.

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